Selent mal wieder in den Schlagzeilen – diesmal mit Jugendvandalismus

11. Apr 2008, 8:44 PM (Frank Hunck) ♥ Selent, Jugendarbeit, Gesellschaft · Translation: en fr

Aufmacher heute in den Kieler Nachrichten (KN), beziehungsweise in der Ostholsteinischen Zeitung (OHZ), dem Regionalteil für die Kreise Plön und Ostholstein, aber hoffentlich nicht bald Wagrien (aber das ist ein anderes Thema…): Mutwillige Zerstörung: Warum nur?

Jugendliche haben vor kurzem den Bauwagen der Strandgruppe des DRK-Kindergartens zerstört, haben Ostern am OHLA-Stadion des TSV randaliert. Jetzt wurden sie ermittelt, es handelt sich um 13- und 14-Jährige, aber bei Vandalismusaktionen an der neuen Sporthalle sei auch ein achtjähriger Junge erkannt worden.

Aus dem Artikel:

Eine im vergangenen Frühjahr ins Leben gerufene Jugendgruppe (wir berichteten) hat sich wenige Monate später wieder aufgelöst – „die Jugendlichen hatten offenbar kein Interesse“, sagt Bürgermeisterin Antje Josten.

Das Interesse an dieser Jugendgruppe war meines Wissens schon vorhanden, nur die angepeilte Altersgruppe einerseits »zu alt« (andere Interessen, Berufswahl vor Augen) und andererseits schwierig – für viele Kinder und Jugendlichen wäre eher der Einsatz eines Streetworkers angebracht, der auf die vorhandenen Probleme mit Elternhaus, Schule und so weiter mehr eingehen kann. Dazu reichen auch einige Stunden in der Woche nicht aus.

Ich selbst habe um 2003 in der Gründung und Mitarbeit in einer offenen Jugendgruppe, die über LOS-Mittel finanziert wurde, auch so meine Erfahrungen gemacht – ohne fachliche pädagogische und teilweise therapeutische Ausbildung ist schier unmöglich, eine kontinuierliche Arbeit zu leisten. Leider wurde uns damals der Verlängerungsantrag nicht genehmigt, sodass dieses Projekt eingestellt werden mußte.

Die kommissarische Schulleiterin der Schule am Selenter See, Heike Merckens, ist sich mit Hauptkommissar Wiese einig, dass für die Jugendlichen der Gemeinde eigentlich schon viel getan werde: „Das Freizeitangebot in Selent ist gut.“

»Eigentlich« – warum stutze ich nur immer, wenn das Wort benutzt wird? Und was ist – uneigentlich?

Unbestreitbar – das Freizeitangebot durch Sportverein, Jugendfeuerwehr, Pfadfinder, DLRG ist gut.

Was passiert aber mit den Kindern und Jugendlichen, die a) nicht sportlich sind, b) nicht dazu neigen oder erzogen wurden, sich in Vereinen zu engagieren oder auch nur mit andern im Sozialkontakt zu spielen, sich zu betätigen oder gar c) deren Eltern das alles sch***-egal ist – Hauptsache, die Kinder nerven nicht zuhause rum?

Pech gehabt, oder?

Beide fordern die Eltern auf, ihrer Verantwortung und Erziehungspflicht nachzukommen: „Es kann nicht alles auf Schule, Gemeinde und Polizei abgewälzt werden.“

Da war doch noch so ein komischen Haufen, Gesellschaft genannt. Der umfasst sowohl die Eltern, die Schule, die Gemeinde, die Polizei – aber auch jeden von uns anderen, der sich nicht in der einen oder anderen Kategorie wiederfindet (diese Diskussion hatten wir in Selent schon mal rund um einen »anonymen Brief« von Jugendlichen).

Und diese Gesellschaft hat in den vergangenen Jahren vermehrt Probleme, am sichtbarsten durch die Symptome – Auswüchse und -brüche der noch Unangepassten, nämlich der Kinder und Jugendlichen. Wir können es tagtäglich in der Zeitung lesen – zunehmende sinnlose Gewalt, kein Gespür für das Leiden anderer und so weiter. Von wem haben sie das gelernt?

Von den Erwachsenen? Aus den Medien? Ist ihnen langweilig?

Wie gehen wir mit gesellschaftlichen Problemen um, die die obigen Gruppen (Eltern, Schule, Polizei) nicht lösen können? Ich finde es nicht sehr hilfreich, das Problem immer nur rund um den Tisch zu schieben.

Nachbargemeinden wie Martensrade machen es uns vor, dass eine konsequente Kinder- und Jugendarbeit eine stärkere Einbindung unseres Nachwuchses in die Gemeinde fördert und bei ihnen eine Verantwortlichkeit für die Gemeinschaft weckt.

Sicherlich, diese Bemühungen weisen Rückschläge auf, sind nicht einfach durchzuhalten. Nur, die Kinder und Jugendlichen von heute sind diejenigen, die uns morgen versorgen sollen – oder nicht?

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