Jugendförderung in Selent
16. Okt 2003, 4:12 PM (fhu) ♥ Jugendarbeit · Translation:
Im »Selenter Dörpsblatt«, dem Mitteilungsblatt der SPD-Ortsvereine Selent, Martensrade und Lammershagen, erschien in der Ausgabe 3, Oktober 2003, ein Artikel von Horst Petersen (Jugendwart im TSV Selent), den ich hier auszugsweise abdrucken und kommentieren möchte, da er sich mit dem Problem der Jugendförderung auseinandersetzt. Er fordert die Unterstützung für die gewüschte Sporthalle – s. Sporthallenförderverein – und für den »Förderkreis für die Jugend« im TSV Selent.
[…] Der TSV Selent leistet eine tolle Jugendarbeit in verschiedenen Sparten. Die mittlerweile errungenen Erfolge (viele vorderste Plätze im Tischtennis und Fußball) sind dafür nur ein äußerer Beleg – viel wichtiger ist es den Kindern und Jugendlichen unserer Region sinnvolle Freizeit-Angebote zu machen – alles ehrenamtlich – die Trainer nehmen keine Entschädigung in Anspruch! Andere reden über die Ursachen und die Vorbeugung von unguten Tendenzen und Zuständen in unserer Gesellschaft bis hin zur Kriminalität – wir handeln! Vorbeugung ist nirgends so effektiv wie in der Kinderzeit!
Allerdings sind unsere Möglichkeiten eingeschränkt. Die Beiträge können trotz bzw. wegen ihrer sozialen Ausrichtung nicht einfach erhöht werden, derzeit schon gar nicht! Daher benötogen wir Unterstützung von »aussen«, damit wir »etwas mehr« als den reinen Spielbetrieb anbieten können, z.B. Zuschüsse zu Kultur-Reisen. Wenn viele Menschen einen kleinen Betrag beisteuer(te)n, könn(t)en wir unser Angebot verbessern, speziell für die wenig Bemittelten, denn so eine Reise, auch nur über wenige Tage, kostet ganz schnell ›mal einen dreistelligen Eurobetrag – ohne Luxus! Wäre ich entsprechend begütert, würde ich gerne diese angesprochenen Dinge finanzieren und Euch nicht »belästigen« – andererseits wäre es einfach toll, wenn zumindest in unseren Dörfern (Selent und Umgebung) das Wort SOLIDARITÄT wieder mehr an Bedeutung gewönne – speziell für die KINDER,die ja unsere ZUKUNFT sein sollen! Aber in welchem Umfeld? Sollten unsere Kinder nicht zuerst ›mal eine lebenswerte Kindheit und Jugend leben können?
Wenn wir sie nicht ermöglichen – wer dann? Unser Land ist leider nicht sehr kinderfreundlich. Schilder mit den Aufschriften »Rasen betreten verboten« – »Spielen verboten« – »Ballspielen verboten« usw. sind leider keine Rarität, sonder die »Normalität«. Ist es da ein Wunder, dass immer mehr Kinder unter Haltungsschäden und Übergewicht schon in jüngsten Jahren leiden? Neben den persönlichen Problemen, die hieraus (im Wortsinn) erwachsen (Krankheiten, Arbeit?), werden hierdurch unsere Sozial-Systeme zusätzlich unnötig belastet….
Wer nun meint »was geht mich dass an? – ist doch Sache der Eltern« hat zwar im Kern recht, verkennt aber die gesamt-gesellschaftlichen Probleme und Zusammenhänge und die finanziellen Belastungen der Familien. Viele »ungute« Tendenzen könn(t)en durch sinnvolle Freizeit-Aktivitäten mindestens abgeschwächt werden. Bestimmte häusliche Umstände (z.B. Alkohol) können auch Sportvereine leider nicht ausgleichen. Auch werden wir nie alle erreichen, denen die Gemeinschaft besonders gut täte.Aber wie würde es wohl bei uns »aussehen« ohne Jugend-Feuerwehr, kirchliche Jugendgruppe, DLRG und SPORT-VEREIN – ich überlasse es Deiner / Ihrer Phantasie.
Und wer kümmert sich um diejenigen, die durch Vereinslebens nicht angesprochen fühlen? Bleiben diejenigen dann aussen vor? Ich weiss, dass dieser Artikel vom TSV-Jugendwart so geschrieben werden sollte, aber es verkürzt die Problematik ungemein. Welcher Prozentsatz der Selenter Jugendlichen ist in den Vereinen »organisiert«?
Ich habe den Eindruck, dass die Neigung, sich in Vereinen zu beteiligen, in unserer Gesellschaft allgemein am Schwinden ist. Es gibt keinen Verein, der nicht über Mitgliederschwund klagt, bei vielen ist der Weiterbestand gefährdet, weil sich niemand mehr für die zeitaufwendigen Vorstandsposten bereitfindet. Unter Erwachsenen, wohlgemerkt, die ja Vorbildfunktion für die Jugend haben sollte!
Wer nicht einmal den Gegenwert einer Schachtel Zigaretten – im Monat »übrig« hat, ist entweder wirklich arm oder hat kein Interesse, dass wir unseren Jugendlichen, die nicht alle »schlecht« sind, ein möglichst gutes Umfeld bieten. Nach dem »Staat« sollten wir nicht rufen – selbst wenn dessen Finanzen dafür ausreichten, hatten die verantwortlichen Politiker noch nie »genügend« Geld für solch wichtige Aufgaben oder sich durch wirksame Konzepte ausgezeichnet. Viele Maßnahmen sind keine Frage des Geldes – aber nicht alles ist kostenlos zu haben. DESHALB bitte ich ALLE um Unterstützung Investieren Sie in die JUGENDlichen des TSV Selent! Das ist gut angelegtes Geld!
wg. »schlechte« Jugendliche: Die Jugendlichen sind ein Spiegel der Gesellschaft. Von wem haben sie ihr Verhalten, wenn nicht von uns, ihren Vorbildern. Wenn es auf der Gemeindevertretersitzung hiess, »erpressen lassen wir uns nicht«, dann ist es ein wertes Ansinnen. Aber die Jugendlichen haben in der Vorgehensweise wohl Vorbilder, z.B.
- lokal: Die GV wollen den Bauhof lieber an die DLRG vergeben, der mit mindestens sechs Mitgliedern zur Sitzung auflief und drohte, daß sie ohne Vereinsheim ihren Aufgaben nicht mehr gerecht werden könnten? Ist dies was anderes? (Die DLRG hat im Vorfeld mehrmals die Zusicherung erhalten, dass sie ihr Boot im neuen Feuerwehrgerätehaus lagern können, den Schulungsraum mit nutzen können).
- Unser Bundeskanzler kann seine Mehrheit nur sichern, wenn er regelmässig mit Rücktritt droht.
Von wem lernen sie das Leben, wenn nicht von uns, von der Gesellschaft!
Und – die Entwicklung der kommenden Jahre hängt meines Erachtens stärker als in den vergangenen dreissig oder vierzig Jahren von der Privatinitiative ab. Die öffentliche Hand hat nicht nur kein Geld mehr, sondern ist hoch verschuldet, sodass bald in den Gemeinden ein absoluter Ausgabenstopp verschrieben werden muss.
Noch ein paar Zeilen zum Nachdenken: »Sind so kleine Hände – darf man nicht drauf schlagen« heißt es in einem Lied von Bettina Wegner. Eine zweite darin enthaltende Aussage »Gerade, aufrechte Menschen wären ein schönes Ziel« hat nichts an ihrer Aktualität verloren. Warum ich das erwähne? Nun – ich wurde zu Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit erzogen. Leider muss ich immer wieder feststellen, dass manche/r Bürger/in Aussagen, Meinungen oder Handlungen Anderer (mich eingeschlossen) »kritisch« gegenübersteht (das ist normal – ich nehme für mich ja auch eine eigene Meinung in Anspruch) – doch warum wird so wenig miteinander gesprochen, statt sich »hintenrum« darüber zu mokieren? Mit offener, vor allem begründbarer, Kritik kann sich jeder auseinandersetzen. Aber alles andere ist einfach unfair und blöde. Habt Courage und sagt öffen Eure Meinung! […]
Dies kann ich voll und ganz unterstreichen. Ich bin schon mal gespannt, wie am 22. Oktober 2003 um 19 Uhr im Amtsgebäude Selent der Sozialausschuss zu dieser Thematik Stellung bezieht.
Ich hoffe, dass diesmal mehr selenter Bürger an der öffentlichen Ausschussitzung teilnehmen, weil dieses Thema alle angeht.
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