Kleinbahn Preetz – Lütjenburg: Vortrag von Jürgen Stehr beim Selenter Snackfatt
09. Nov 2007, 12:04 AM (Frank Hunck) ♥ Privates, Selent, Utn Dörp · Translation:
Unser Heimatverein, der Selenter Snackfatt, beging heute seinen 21. Klönschnack-Avend. Der Vortrag wurde in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Heimatkunde des Kreises Plön veranstaltet, deren Führung zahlreich vertreten war, von der neuen ersten Vorsitzenden, Jutta Sutter, über einem ihrer Vorgänger, Reinhold Wien, bis hin zu Dr. Irmtraut Engling, die zusammen mit ihrem Mann die AG 1970 mit begründete.
Für die AG Heimatkunde war dieser Abend ihr »Herbstvortrag«, denn Jutta Sutter berichtete davon, dass sie zwei jährliche Vorträge als neues »Produkt« eingeführt hätten; das Flaggschiff ihres Angebotes sei aber immer noch das gegen Ende des Jahres erscheinende Jahrbuch, an dem sich namhafte Wissenschaftler beteiligen würden.
Zum Vortrag: Jürgen Stehr1 »snackte öber ohle Esenbahnen, an Hand vun Lichtbiller den Anfang bet tu´n Enn«, denn zwischen 1910 und 1938 führte vier Kilometer von Selent, unserem Dorf, die Kleinbahn Preetz – Lütjenburg vorbei.
Diese war hauptsächlich eine »Güter«-Bahn, beteiligten sich doch an ihrer Einrichtung und Unterhaltung neben dem Kreis Plön und der Provinz Holstein die anliegenden Güter, herausragend Gut Lammershagen. So waren es auch hauptsächlich landwirtschaftliche Produkte und Rohstoffe, die transportiert wurden. Täglich fuhren vier Zugpaare auf der Strecke, zu besten Zeiten waren 45 Mitarbeiter, davon 25 fest angestellt, an der Strecke beschäftigt.
Der Vortrag wurde von einer Diashow untermalt, denn Herr Stehr hat die ehemalige Strecke mit dem Auto oder zu Fuss wiederentdeckt, hat die Überreste der früheren Bahnhöfe, Haltestellen fotografiert, die durch zahlreiche Anbauten zu Wohnhäusern weiterentwickelt wurden. Vielerorts wurde die Trasse neu genutzt für Bundes- oder Kreisstrassen, manchmal sieht man noch die Dämme oder Geländeeinschnitte der alten Streckenführung mitten auf Weiden oder Feldern. Streckenweise wurde aber tabula rasa gemacht, der Damm einfach untergepflügt, so dass man nur noch auf alten Luftbildern den Verlauf erahnen kann.
Im Laufe der Jahre stellte sich heraus, dass der Streckenverlauf zu einseitig auf die Güter ausgerichtet war. Grössere Orte wie gerade Selent waren nicht ausreichend angebunden, sodass die Strecke zur Personenbeförderung kaum angenommen wurde. Als die Lastkraftwagen als Transportmittel immer stärker genutzt wurden, war das Ende der Kleinbahn schnell besiegelt. Sie wurde nach 1935 komplett an die Wehrmacht (Luftwaffe) verkauft; aber erst 1965 wurde die buchhalterische Schlussbilanz gezogen.
Die Veranstaltung war mit knapp fünfzig meist älteren Zuhörern wie gewohnt sehr gut besucht. Aus dem Publikum kamen während des Vortrags öfters Anmerkungen und Ergänzungen, denn einige kannten die Kleinbahn noch aus eigenem Erleben.
Am Schluss machte Herr Wien noch Werbung für die AG Heimatkunde, aber, ich nehme mal an, dass viele der Zuhörer schon lange Mitglieder sind, unter anderem auch ich…
ps: Die Bilder sind nicht berauschend, da ich sie ohne Blitz aus der Hand geschossen habe. Und, es ist nur eine verschwindend kleine Auswahl – der Diavortrag umfasste über 200 Bilder!
- In der AG Heimatkunde aktiv als Vertreter für den sogenannten Güterdistrikt [back]
Aus Franks Archiv - Offene Bürgerliste Selent schrieb:
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Geschrieben am 15. 10. 10 um 5:20 pm | Permalink |