Versagen der klassischen Medien in modernen Zeiten

L. H. Kunstler, The Clusterfuck Nation: »Die fehl-informierte Gesellschaft»

»My friends, who are mostly ex-hippie, yuppie progressives, have been locked in prayer to exorcise the evil spirit of George W. Bush for six years, but they fail to recognize a more comprehensive failure of leadership in every sector of American life, and especially in the ones where a lot ex-hippies-now-yuppies run things. Our political leadership may be deplorable, but so is our leadership in business, education, the arts, and especially the media.«

Übersetzung:

»Meine Freunde, die zumeist Ex-Hippies sind, fortschrittliche Yuppies, waren sechs Jahre lang damit beschäftigt, den bösen Geist von George W. Bush auszutreiben, aber sie übersahen dabei das umfassendere Versagen der Führung in jedem Sektor des amerikanischen Lebens, besonders in Bereichen, in denen Ex-Hippies-nun-Yuppies das Sagen haben. Unsere politische Führung mag beklagenswert sein, aber das Gleiche gilt für die Führerung von unseren Wirtschaftsbetrieben, in Ausbildung, den Künsten und besonders in den Medien.«

Kunstler macht es am Beispiel der Energiewende fest. Vieles wird in den Medien aufgegriffen (z.B. die Erderwärmung, »global warming«), aber nie ist die Rede von »peak oil«.

Als der Rohölpreis in den vergangenen Monaten die $80-Marke für einen Barrel erreichte, schwiegen die Medien in Amerika, einem Markt, der stärker vom Öl abhängig ist als der deutsche.

Er bemängelt auch, dass der Zusammenhang mit der derzeitigen Finanzkrise nicht wahrgenommen wird:

»To me, there seems to be an obvious correlation between the current failures in the financial markets – in particular the credit sector – and the gross failure of leadership across the board in American life. Ultimately, credit depends on legitimacy, and so does authority. They are tied together. For years, both have been immersed in fantasy rather than reality.«

Zum Begriff »Clusterfuck Nation«: »Clusterfuck« ist ein Begriff, der aus dem amerikanischen Army-Slang stammt, und bedeutet Ähnliches wie »SNAFU« (Situation Normal, All Fucked Up) oder »FUBAR« (Fucked Up Beyond All Repair), kann also für eine Operation verwandt werden, bei der verschiedene Dinge vollkommen falsch abliefen (aus: Urban Dictionary).

Wenn ich die Diskussion bei uns in der Presse so verfolge, meine ich auch, dass die Energiewende nicht deutlich herausgearbeitet wird. Energiesparen bzw. der stärkere Einsatz von regenerativer Energiequellen wird zumeist im Zusammenhang mit der Erderwärmung erwähnt – das »brennendere« Problem aber verschwiegen.

Unverständlich, denn die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Auswirkungen der Energiewende können alle Horrorszenarien der globalen Erwärmung spielend toppen, in einem viel engeren Zeitrahmen.

Wir haben es nicht mit einem Problem zu tun, sondern mit deutlich mehreren – Erderwärmung, Abnahme der verfügbaren Energie sowie Abnahme von verfügbaren Ressourcen wie Erze, Wasser oder Agrarland…

Peak Oil – Vorwärts in die Vergangenheit?

Fazit eines beunruhigenden Artikels von Glenn Morton auf TheOilDrum (TOD):

»How can economic growth continue if each day into the future we have less energy than we had the day before??? This is a historic moment in human history. For the first time in 10,000 years, we have less energy than we had yesterday. And that will continue into the foreseeable future.«

Übersetzt:

»Wie kann das wirtschaftliche Wachstum weitergehen, wenn wir zukünftig jeden Tag über weniger Energie verfügen als am Tag zuvor??? Dies ist ein historischer Moment in der Menschheitsgeschichte. Das erste Mal seit 10.000 Jahren verfügen wir über weniger Energie als gestern. Und das wird sich in der vorhersehbaren Zukunft fortsetzen.«

Glenn Morton malt sich unsere Zukunft mit abnehmender Ölproduktion und stark sinkenden Ölimporten aus: Ganze Wirtschaftszweige verschwinden, der Individualverkehr unmöglich wird, der Flugverkehr eingestellt wird, die landwirtschaftliche Produktion auf den Stand vor der Grünen Revolution zurückfällt.

Seiner Meinung nach wurde »peak oil« bei Rohöl schon 2006 erreicht, die Welterdölförderung falle jetzt noch sanft, aber es könnte in den nächsten Jahren zu jährlicher Minderförderung in erheblichen Mengen (5-10% jährlich kommen). In der Förderung, wohlgemerkt. Da die Förderländer als erstes den eigenen Bedarf stillen werden, fallen die Exporte stärker als die Förderquoten.

Weitere interessante Artikel auf TOD:

Dreiteilige Artikelserie von Gail Tverberg (Versicherungsstatistikerin)

Economic Impact of Peak Oil Part 1: A Flashback

Gail Tverberg arbeitet im ersten Teil heraus, dass die Entwicklung neuer Technologien, die von vielen Wirtschaftswissenschaftlern als Grundlage für das Wirtschaftswachstum (auf das unser derzeitiges System angewiesen ist) herangezogen wird, eng mit steigender Energieverfügbarkeit und Energieeffizienz zusammenhängt. Sie schlägt einen Bogen von der ersten Verwendung fossiler Energien um 1800 bis heute.

Economic Impact of Peak Oil Part 2: Our Current Situation

Teil 2 befasst sich mit anderen Veränderungen, die die Wirtschaft unabhängig von dem wachsenden Einsatz fossiler Energieträger beeinflussen. Vor allem wird die Verschuldung betrachtet, und wie »peak oil« ein Wirtschaftssystem beeinflussen kann, das auf der Verschuldung aufbaut.

Interessant unter dem Aspekt, dass unser »Verschuldungs«-System auf steigendem Wirtschaftswachstum aufbaut. Bricht das Wachstum nachhaltig ein, bricht das System zusammen.

Economic Impact of Peak Oil Part 3: What’s Ahead?

Sie malt hier ein Szenario an die Wand, das den Zusammenbruch der Regierung der Vereinigten Staaten zur Folge haben könnte, ebenso wie den Zusammenbruch unseres bekannten Währungssystems. Ein denkbares Szenario?

Die ganzen Hintergründe zu peak oil und dem Ölgeschäft sind übersichtlich dargestellt auf Wolf at the Door> von Paul Thompson.

Technorati Tags: Peak Oil, Energiewende

Energie aus Wind auch bei Flaute – geht das?

Ein Hersteller aus Amerika (General Compression) macht es vor – die Windräder treiben keine Generatoren an, sondern pumpen Druckluft in unterirdische Speicher. Bei Flaute, oder bei hohem Strombedarf treibt die Druckluft dann Generatoren zur Stromerzeugung an.

Gefunden habe ich diese Information bei energy.net, einem privaten Blog zu Energieeffizienz, energiesparendem Bauen und erneuerbaren Energien, in den Artikeln »Speicherung von Windenergie« und »Windenergie im Salzstock Oldenburg«.

Finde ich ein faszinierendes System. Denkbar ist die Speicherung in geologisch geeigneten Schichten wie Salzstöcken, aber es sollen sich auch Röhrensysteme dafür eignen. Sicherlich lassen sich auch Kleinanlagen projektieren – ich träume manchmal davon, dass ich den Betriebsstrom meiner Rechner und der wichtigsten Geräte, der Grundbeleuchtung im Haus selbst erzeuge…

Weblese: Zeitungen, Religion und modern life

Ist die Zukunft der Zeitungen schon vorbei?

Sparen, bis die Leser gehen? ist ein Artikel in der ZEIT betitelt, in dem dargelegt wird, wie die Printmedien durch das Internet in Zugzwang gesetzt werden. Konnten in den früher teilweise sehr hohe Renditen über Zeitschriftenverlage erzielt werden, hat sich das Bild gewandelt. In den vergangenen Jahren verlagerte sich ein grosser Teil der Kleinanzeigen ins Internet (Autoan- und Verkauf, Wohnungen etc.), die Lesegewohnheiten der (jüngeren) Leser wandte sich dem Internet zu.

Es wird nun gespart, auf Teufel komm raus. Und dabei bleibt dann manches Alleinstellungsmerkmal anscheinend auf der Strecke – qualitativ hochwertige Recherche zum Beispiel, die die Stellung der Zeitungen als vierte Macht im Staate rechtfertigt: Aber als wichtigste Geldquelle entdeckte die Branche ihre eigenen Angestellten. So sank die Zahl der fest angestellten Redakteure, und es wurde nachgewiesen, dass die verbliebenen Redakteure mehr organisatorische Arbeit übernommen haben. Die Zeit für Recherche und Schreiben nahm entsprechend deutlich ab. Oder es werden ganze Redaktionen outgesourced, Tochterfirmen gegründet. Die Honorare der freien Journalisten wurden demnach auch stark nach unten angepasst.

Und wo bleibt dann die Qualität? Rund um den G8-Gipfel z. B. durfte der aufmerksame Zeitungsleser feststellen, dass es Usus geworden ist, Agenturmeldungen ungeprüft zu übernehmen, und sich mit der Korrektur dann Tage Zeit zu lassen…

Hier vor Ort kann man diese Entwicklungen auch schon beobachten. Die Journalisten der Lokalpresse sind angehalten, keine Ausschuss- oder Gemeindevertretersitzungen oder Abendveranstaltungen von Vereinen mehr zu besuchen. Telefonische Nachrecherche und vielleicht ein Digitalfoto vom Pressewart des Vereins genügen anscheinend den Ansprüchen der Ressortchefs…

Reicht dies aber für eine unabhängige Darstellung? Denn diese erwarte ich, wenn ich die Zeitung aufschlage. Wer von den Lesern weiss denn um die Interna, wie ein Bericht normalerweise zustande kommt?

Russlands Bevölkerung wird ab 2050 zu 50% aus Muslimen bestehen

Vladimir Dergachyov, ein Berater aus Putins Administration, rät russischen Politikern und Unternehmern, engere Bande zu muslimischen Staaten zu knüpfen:

But, he continued, given the reality that the Russian Federation itself will be a Muslim country within two generations, Russian businesses must get involved with the Muslim world now rather than remain fearful of it. Indeed, he concluded, “the expression ‘Islamic danger’ [must not be] in our lexicon.

Window on Eurasia – Russia to Have Muslim Majority by 2050 [via GVO]

Schatten auf Berlin – Website schon vor 23 Uhr eröffnet ;)

Vorsicht – die Seite lädt extrem langsam, da sehr grafiklastig. Die Dokumentation beruht zum Teil auf den sogenannten Großstadt-Dokumenten:

Von 1904 bis 1908 erschienen Ostwalds Großstadt-Dokumente in monatlich veröffentlichten Serien. dropping knowledge wählte daraus sieben Bände, die überraschende Schnittmengen mit dem Berlin des 21. Jahrhunderts bilden.

Hans Ostwald in seinem Vorwort des ersten Bandes, der 1904 in Grosslichterfelde erschien:

Diese Großstadtdokumente sollen über die eigenartigen Persönlichkeiten und Bevölkerungsschichten, über die sittlichen und sozialen Zustände unserer modernen Großstädte Licht verbreiten. Sie sollen nicht aus Vergangenheiten, aus staubigen Urkunden und alten Nachrichten ihren Inhalt schöpfen. Sie sollen aus dem vollen Leben heraus ihren Extrakt geben. Ja, das soll diese Sammlung vor allen ähnlichen auszeichnen: Nicht über Bücher oder über Kunstwerke soll gesprochen werden – das Leben selbst soll sich mitteilen, soll als Stoff dienen. Und zwar das modernste Leben: das Leben der Großstadt.

Die letzten Jahrzehnte haben diese imponierenden Menschenanhäufungen geschaffen, die wir Großstadt nennen. Selbst wer ihre abscheulichen Mängel erkennt und haßt, wird ihr doch einen gewissen Kulturwert nicht absprechen können. Und wer ihren Kulturwert preist, wird ihre Mängel nicht übersehen dürfen.

[…]

Nun aber kommen so oft Dinge an die Oberfläche, die uns alle erregen, die uns allen vielerlei Fragen auf die Lippen locken. Aber – die Fragen bleiben unbeantwortet.

So, als die kleine Lucie Berlin ermordet wurde. Wer wußte da etwas vom Zuhältertum. Kein ernsthafter Mensch wagt, ernsthaft darüber zu schreiben. Keiner kennt den Zusammenhang und die sozialen Eigentümlichkeiten dieser Lebenserscheinung. Oft kommt sie in aufregenden Prozessen zur Sprache. Dann bringen Zeitungen und Zeitschriften die Berichte. Aber einer Darstellung oder ernsteren Besprechung solcher Kulturerscheinungen verschließen selbst bedeutende Zeitschriften ihre Spalten.

Da wurden in letzter Zeit so oft Prozesse aus dem Leben der Banken und aus dem Geldverkehr verhandelt. Ganz ungeheuerliche Dinge schienen dort vorgegangen zu sein. Aber – Vieles wurde von den Meisten gar nicht verstanden. Wer ist denn heute über die vielen Arten von Banken informiert? Wer, außer den Börsenleuten, versteht etwas von den Vorgängen an der Börse?

Und doch ist kaum ein Gebiet heute so wichtig und ausschlaggebend im Erwerbsleben – und rückwirkend auch auf Sitte und Anschauung, wie der Geldverkehr.« (zitiert aus: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Metropolenforschung).

Sieben Bände der Großstadt-Dokumente können bei Schatten Auf Berlin als PDF heruntergeladen werden.

Elita Wiegand sieht ganz andere Probleme unserer heutigen Großstädte – Billig! Wie die Innenstädte veröden…

Weltweit nur fünf Länder ohne Geschwindigkeitsbegrenzung auf den Autobahnen – Bhutan, Nepal, Tibet, Uganda, und eben Deutschland

Wolfgang Horbach auf innovativ-in: Für diese Märkte werden also unsere Geschwindigkeitsboliden vom Mercedes, BMW, Porsche und wie sie alle heissen, gebaut.

Dann braucht es einen nicht zu wundern, dass die deutsche Automobilindustrie keine Sorgen mit Umwelt und alternativen Treibstoffen hat…

Cost Of War (3) – Zwischenbilanz

cost of war: 453 billions of $$!Gerade las ich in meinen Statistiken, dass jemand nach »Cost of war« gesucht hatte – stimmt, 2004 hatte ich zwei Zahlen veröffentlicht. Neugierig geworden, schaute ich nach – 453,2 Mrd. US-Dollar hat der Irak-Einsatz bislang die amerikanischen Steuerzahler gekostet, im Mai 2004 waren es »erst« 115 Mrd. US-Dollar…

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