Der Widerspenstigen Zähmung

03. Mrz 2008, 1:47 AM (Frank Hunck) ♥ Freunde, Kultur · Translation: en fr

dramatoere-ankuendigungHeuteGestern abend die DrAmatöre mit Will Shakespeare auf der kleinen Bühne der Hansastraße 48 in Kiel. Ein sehenswerter Auftritt für eine Laientruppe, die sich die Wochenenden um die Ohren schlug, um dieses nicht einfache Stück auf die Bretter zu bekommen.

Das Stück handelt sich um einen Vater, der seine zwei Töchter aus dem Haus haben will. Bei der Jüngeren treten sich die Freier auf den Füssen, sein Problem ist die ältere, die widerspenstige Katharina, die nun als erstes verheiratet werden soll, aber kein Freier weit und breit. Die Verehrer Biancas, der Jüngeren, verabreden sich, gemeinsam einen Ehemann für Käthchen zu suchen. Ein junger Student verliebt sich ebenfalls in Bianca, und damit nimmt das Durcheinander seinen Lauf.

Die gelahrten Herren/Freier mit Bianca, oben der falsche Lord

Eingebettet ist das Stück in eine Rahmenhandlung (durch Handpuppen über den Kulissen gespielt), in der einem betrunkenen Tunichtgut, dem Kesselflicker Schlau, ein übler Streich gespielt wird: Betrunken ins Haus eines Lords gebracht, wacht er in feinstes Zeug gekleidet auf und ihm wird vorgegaukelt, er sei ein Lord, wäre wahnsinnig gewesen und nun wieder zu Sinnen gekommen. Er wohnt der Aufführung einer wandernden Theatergesellschaft bei, die eben das oben geschilderte Stück aufführt, geniesst dabei feinsten Wein statt seines gewohnten Dünnbieres und schickt sich in sein Los…

Die Handlung, nun, kann mensch kurz mit dem Spruch »Wenn du zum Weibe gehst, vergiß die Peitsche nicht!« umreissen, denn ungefähr nach diesem Ausspruch Nietzsches verfährt Petruchio, der »gefundene« Freier und spätere »Bezwinger« Katharinas. Wahrlich kein feministisches Stück, was da geboten wird – durch Aushungern und permanenten Schlafentzug wird die junge Frau dazu gebracht, die Sonne für den Mond und den Mond für die Sonne zu halten, ganz wie es ihr Ehemann es von ihr verlangt. Schlussendlich hält sie im Epilog ihrer sonst so braven Schwester vor, wie sich züchtige Frauen zu verhalten haben, um ihren Männern und Prinzgemahlen getreu zu dienen.

Zum Glück war dieser Schluss der Übersetzerin Anna Cron, die das Stück genial an den heutigen Sprachgebrauch angepasst hat, aber dennoch den Schwung und Dichtung Shakespeares weiter durchschimmern lies, wohl doch zu antiquiert, eine Ausgeburt von Männerphantasien.

Die beiden Paare - Lucentio, Bianca sowie Katharina, Petrochio

Ihr Schluss lässt den Kesselflicker Schlau wieder in der Gosse erwachen; das zuvor Erlebte erscheint ihm nun als Traum, aber »ich weiß jetzt, wie man Weiber zähmt! Die ganze Nacht hab ich davon geträumt«. Das letzte Wort hat jedoch die resolute Wirtin: „Der will mich zähmen – Ist ja toll! – Und hat dabei die Hosen voll»…

Es war eine sehr ausgeglichene Aufführung, die Charaktere zeigten alle ein gelungenes Spiel. Es war sicherlich schwierig, auf derart kleiner Bühne zu agieren – manchmal waren über zehn Darsteller auf der Bühne, sodaß wenig Platz zum Ausleben blieb. Beim Schlußapplaus zählte ich siebzehn Schauspieler!

Alle staunen ob der Verwandlung Katharinens

Ich hoffe, daß ich dem einen oder anderen Lust auf dieses Stück und diese Truppe gemacht habe. Sie spielen in Kürze in Neumünster und auch in Preetz, also schaut mal rein:

Weitere Aufführungen: Die DrAmatöre: »Der Widerspenstigen Zähmung« von William Shakespeare (Übersetzung: Anna Cron)

8.3.2008 um 20 Uhr: Lübeck, Werkhof e.V., Kanalstraße 70

15.3.2008 um 20 Uhr: Neumünster, statt-Theater, Haart 24

12.4.2008 um 20 Uhr: Berlin-Spandau, Theater Friedhofskapelle, Boxhagenerstr. 99

18.4.2008 um 20 Uhr: Preetz, Aula des Friedrich-Schiller-Gymnasiums

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