Skateranlage in Selent (Presseecho)

28. Jun 2004, 10:59 AM (Frank Hunck) ♥ Jugendarbeit · Translation: en fr

Im Selenter Dörpsblatt (2/2004), das Ende letzter Woche erschien, prallen die Meinungen wegen der Skateranlage aufeinander. Udo Petersen, der 1. Vorsitzende des TSV Selent, beschreibt die Geschichte aus seiner Sicht. Die Gegenmeinung vertritt Peter-Michael Schultz als Sprecher der Initiative für eine sozialverträgliche Nutzung der Hartplätze an der GHS Selent. Auf den folgenden Seiten sind beide Artikel ab«gedruckt«.

Der TSV hat auf seiner Internetseite den Stand der Dinge dokumentiert. Es gibt auch eine Online-Abstimmung.

Bürgerinitiative gegen Skaterbahn in Selent (U. Petersen)

Dies ist eine wahre Geschichte, eine Geschichte über fehlende Toleranz und Vertrauen gegenüber unseren Kiddies. Eine Geschichte über die ach so viel gepriesene Kinderfreundlichkeit. Es fing eigentlich ganz harmlos an: Vor ca. 4 Jahren wurde anlässlich einer »Selenter Woche« ein Skaterevent auf den beiden ehemaligen Tennisplätzen auf dem Sportgelände durchgeführt. Dort brachte man uns auf die Idee, dass hier eine kleine Skaterbahn entstehen könnte. Diese Anregung ist dann ein bisschen in Vergessenheit geraten, weil andere bauliche Probleme im Raum standen (Verbesserung des sportlichen Umfeldes im heutigen OHLA-Stadion an der B 202). Im letzten Jahr haben dann 2 Jugendliche einen netten Brief an die Gemeinde geschickt und diese Idee noch mal aufgegriffen, ich habe mich dann mit den beiden Jugendlichen getroffen und versprochen, mich darum zu kümmern. Die Zimmerei Thorsten Hass aus Selent habe ich gleich begeistern können, die Hindernisse würde er zum Selbstkostenpreis des Materials bauen. Über eine eventuelle Lärmbelästigung habe ich mir seinerzeit keine grossen Gedanken gemacht, da diese Plätze zuvor als Tennisplätze genutzt wurden und sich über diesen Lärm auch niemand im Rahmen einer Bürgerinitiative aufgeregt hat. Wir haben die betroffenen Anwohner/innen zu einem Gespräch eingeladen, das sehr harmonisch verlief. Als Ergebnis wurde mehrheitlich beschlossen, erstmal einen 3wöchigen Testbetrieb zu dulden, um zu sehen, wie hoch die Lärmbelästigung tatsächlich ist.

Sollte es wirklich zuviel Lärm verursachen, hätte man den Betrieb eingestellt. Der TSV wollte 3 Ansprechpartner nennen, die im Lautstärken-Notfall eingegriffen hätten. Doch ein paar Tage nach diesem Gespräch kam ein Brief von einer Bürgerinitiative – es handelte sich teilweise um die gleichen Personen, mit denen das Gespräch geführt wurde –, die sich gegen diese Anlage ausgesprochen hat, weil man vermutet, dass es zu laut sein wird. Eine Vermutung über eine eventuelle Lautstärke schien mir als Begründung recht dürftig. Wir haben deshalb ein Messgerät gekauft und einen Skater-Testtag eingelegt und siehe da, der Lautstärkepegel war weit unter dem gesetzlichen Richtwert. Selbst einige Skeptiker waren erstaunt über die geringe Lautstärke. Ein Betroffener der Bürgerinitiative antwortete auf die Frage, ob ihm das auch noch zu laut wäre mit: Ja. Das lässt die Vermutung zu, dass es hier nicht um die Duldung von Lautstärke, sondern darum geht: Ich habe Verständnis für die Jugend aber bitte nicht vor meiner Haustür. Man könne diese Bahn ja im OHLA-Stadion an der B202 errichten nach dem Motto: Kiddies und Jugendliche hinaus aus Selent! Da wird wohl nichts passieren auf dem Weg 800 Meter an der B 202! Wir haben uns nicht beirren lassen und mit dem Einvernehmen der Gemeinde, die freundlicherweise 1000 Euro für dieses Projekt zur Verfügung gestellt hat, und dem Einvernehmen des Schulträgers einen Bauantrag an den Kreis gestellt. Ein Widerspruch seitens der Bürgerinitiative lag dort auch schon vor. Nach etlichen Gesprächen mit dem Kreisbauamt und dem Umweltamt wird zu weiteren Bearbeitung ein Schallgutachten gefordert. Dieses Gutachten wird ca. 2500 Euro kosten. Jetzt stoßen wir als TSV an unsere finanziellen Grenzen und die Bürgerinitiative hat gewonnen und ihr Ziel mit der Blockierung erreicht. Das zeigt uns leider wieder, dass Kinder keine Lobby haben und Erwachsene nur aufgrund einer Vermutung Recht bekommen! Aber vielleicht geschieht ja noch ein Wunder und jemand hat eine Idee, wie wir in dieser Angelegenheit weiter verfahren können? Das eine Bürgerinitiative den Bau der Skater-Anlage nur wegen einer Lärmvermutung verhindern kann, das macht mir das persönlich Angst, Angst davor, das sich die nächste Bürgerinitiative gegen den eventuellen notwendigen Sporthallenbau bildet, weil hier auch zuviel Lärm vermutet wird. Und es hätte doch so einfach sein können, etwas Toleranz, etwas Vertrauen, und etwas guten Willen und die kleine Skaterbahn hätte unsere Kiddies glücklich gemacht! Wir werden das Projekt weiter verfolgen und hoffen, das wir dann auf verständnisvollere Anwohner/innen stoßen, die erkannt haben, daß Kinder und Jugendliche auch in eine Dorfgemeinschaft gehören und dort ihren Spielraum haben müssen.

gez:
Udo Petersen, Tel: 04384/809 – Fax 04384/599876 – upetersen@t-online. de

Skateranlage in Selent möglichst dicht an die Wohnbebauung? (Peter-Michael Schultz)

Als der Sportplatz an der GHS Selent vor gut 25 Jahren geplant wurde, grenzte er im Südosten an Wohnhäuser des damaligen Landesjugendheimes und weitere Wohnhäuser waren dort geplant. Trotzdem wurden die Hartplätze in genau diese Ecke dicht an die Wohnhäuser gelegt. Damals hat ganz offensichtlich eine übergeordnete Instanz gefehlt, die den Gestaltern des Sportgeländes etwa folgendes hätte sagen müssen:

Hartplätze verursachen z. B. Bei Ballspielen besonders laute Geräusche und ziehen auch noch besonders belastende Sportarten und belastende Aktivitäten aus dem Freizeitbereich an.
Es wäre daher sinnvoll, die Hartplätze auf von der Wohnbebauung weiter entfernten Flächen anzulegen. An den Wohnhäusern könnte man dann Sportanlagen wie Sprunggruben, Kugelstoßkreise, Laufbahnen u. a. Konzentrieren, die überwiegend vomn Schulsport genutzt werden und auch nicht belastend sind.

So hätte eine vernünftige Planung aussehen können! Aber zum Glück für die Anlieger hatte dieser alte Planungsfehler in all den Jahren wenig negative Auswirkungen, wenn man vom sehr nervenden Zwischenspiel der Tennissparte einmal absieht. Jetzt aber will der TSV Selent die Hartplätze mit der gänzlich neuen und sehr belastenden Nutzung als Skaterbahn und mit Basketballspielen „bele- ben“. Weiterhin soll z. B. die Sprunggrube, die fast ausschließlich vom Schulsport genutzt wird, auf weiter entfernte Flächen verlegt werden. Dies würde folgendes bedeuten: Seltene und nicht belastende Ereignisse werden von der Wohnbebauung weg auf weiter entfernte Flächen verlagert, häufige und belastende Ereignisse aber werden verstärkt in die unmittelbare Nähe der Wohnhäuser gezogen. Ist dies wirklich die richtige Weichenstellung für die Zukunft? Eine kluge, sozialverträgliche Planung, die nicht nur Einzelinteressen berücksichtigt, müsste doch genau das Gegenteil zumindest anstreben! Dies ist aber in Selent zur Zeit leider überhaupt nicht zu erkennen. Der Sportplatz an der GHS wird wieder isoliert gesehen, es wird wieder nicht berücksichtigt, dass dieser Platz auch unmittelbar an ein Wohngebiet grenzt. Skateranlagen in anderen Gemeinden: Wahrscheinlich gibt es in Deutschland keine Gemeinde, die den Anliegern eines Sportplatzes zu- mutet, eine Skateranlage auf einem Platz zu ertragen, der nur knapp 20 m von einem Wohnhaus entfernt liegt. Dass dies in Selent anders ist, kann man sich vielleicht nur dadurch erklären, dass die Befürworter der Anlage glauben, eine kleine Anlage, wie vom TSV Selent geplant, mache kaum Lärm. Tatsächlich machen aber besonders die Sprünge mit den Skateboards, auch von geringen Höhen, beim Aufprall enorm viel Krach.

Probebetrieb in Selent: Bei dem Probebetrieb am 15.5.2004 waren aber überhaupt nur drei Jungen mit Skateboards anwesend, die zudem keinerlei Sprünge zeigten und nur ganz zaghaft über oder auf die Hindernisse rollten.
Die andervn Teilnehmer des Probebetriebes kamen auf Fahrrädern und Inlineskatern. Dieser Probebetrieb hat mit der zu erwartenden Realität nichts zu tun!

Alternative zu teuer?
Für die Realisierung einer Alternative haben wir der Gemeinde Selent mehrfach wirkliche Hilfe angeboten. Auch könnte man Nachbargemeinden um Hilfe bitten.

Möglicher alternativer Standort:
Selent ist in der glücklichen Lage, über zwei Sportplätze zu verfügen, wäre es nicht sinnvoll, für besonders belastende Aktivitäten einen Hartplatz auf dem Sportplatz an der B 202 zu errichten? Dieser Platz wäre vom nächsten Wohngebiet mit etwa 400 m auch für lauteste Aktivitäten dort weit genug entfernt. Und er ist über einen Radweg und über die B 202 gut zu erreichen. Skateranlagen werden auch gerne von motorisierten Jugendlichen als Treffpunkt genutzt, hier wäre ein guter Standort, um die Kofferräume zu öffnen und die Bässe wummern zu lassen. Oder die Ghettoblaster … Der Platz könnte auch z. B. für die neuerdings beliebten, benzingetriebenen, ferngelenkten kleinen Autos bestens genutzt werden. Diese Spielzeuge verursachen einen Höllenlärm und haben in der letzten Zeit die Anlieger am Schulsportplatz genervt.

Oder z. B. für Modellflugzeuge und ähnliche laute, technische Spielzeuge, die vielleicht noch gar nicht erfunden sind, wäre der Standort bestens geeignet. Man hätte dort also auch für zukünftige, besonders laute Sport- und Freizeitnktivitäten ein Angebot! Nun bemängeln Kritiker dieser Überlegung die weite Entfernung. Das ist aber alles relativ, denn z. B. vom Gebiet Möhlenkamp ist der Platz an der B 202 schneller zu erreichen als die Hartplätze an der GHS. Auch in der Stadt, wie z.B. in Lütjenburg, ist der Weg von der Ortsmitte zur Skateranlage im Durchschnitt erheblich länger als der Weg vom Selenter Dorfplatz zum Sportplatz an der B 202! Und so zentral sind die Hartplätze an der Schule in Selent nun auch nicht gelegen!

Erwartungen: Vom TSV Selent erwarten wir ein Überdenken seiner übertriebenen Anspruchshaltung und einen besseren Stil als zuletzt im Umgang mit den Anliegern des Sportplatzes. Denn wir können auf 25 Jahre guter Nachbarschaft zurückblicken, dies wäre anderswo vielleicht ein Grund zum Feiern, insbesondere wegen der unglücklichen Lage der Hartplätze ist dies nicht selbstverständlich.

Der TSV Selent ist jetzt aber auf dem besten Wege, dieses gute Verhältnis irreparabel zu zerstören und dauerhaft Unfrieden in der Gemeinde Selent zu schaffen. Dies ist keine gute Basis für die Zukunft, denn demnächst wird u. a. durch den Bau der neuen Sporthalle genau diesen Anliegern eine erhöhte Toleranz nicht nur gegenüber Lärmbelästigungen abverlangt. Weiterhin erwarten wir von TSV Selent, nicht weiter die falsche Behauptmig zu verbreiten, dass die betreffende Wohnbebauung in einem Mischgebiet läge. Tatsächlich liegen fünf der acht betreffenden Wohnhäuser in einem allgemeinen Wohngebiet, welches einen deutlich höheren gesetzlichen Lärmschutz genießt.

Von den Selenter Politikern erwarten wir, dass sie mehr ihre Gesamtverantwortung für alle Bürger wahrnehmen (x), also auch für die Anlieger des Sportplatzes und sich um einen fairen Interessenausgleich bemühen. Dazu gehört auch, einen Planungsfehler, der vor vielen Jahren begangen wurde, nicht weiter zu verfestigen und zu verstärken oder gar erneut zu begehen. Deshalb erwarten wir einen Einstieg in die Korrektur dieser alten Fehlplanung also einen Einstieg in eine Alternative für besonders belastende Sport- und Freizeitaktivitäten. Nur so ist auf Dauer ein verträgliches Miteinander wie in den vergangenen 25 Jahren von Sport, Freizeitaktivitäten und Wohnen hier zu erreichen. Dies ist auch vor dem Hintergrund der absehbaren Mehrbelastung durch die Offene Ganztagsschule und den neuen Sporthallenbau dringend geboten!

Fazit:
In den vergangenen 25 Jahren, also seit Bestehen des Sportplatzes, haben wir uns noch nie über eine Lärmbelästigung durch Sportplatznutzer beschwert. Aber mit der Einrichtung einer kleinen Skateranlage und Basketballkörben auf den Hartplätzen so dicht an unseren Wohnhäusern befürchten wir eine völlig neue Dimension bezüglich der Lärmbelästigung und eine drastische Herabsetzung der Wohnqualität. Leider fanden wir dafür bisher in Selent wenig Verständnis. Deshalb haben wir – das sind acht Anlieger des Sportplatzes vorsorglich, um unsere Rechte zu wahren, beim Bauamt in Plön Widerspruch gegen den Bauantrag des TSV Selent eingelegt. Dass unsere Befürchtungen nur zu berechtigt sind, zeigte auch die Reaktion des Bauamtes in Plön, wie auf den Internetseiten des TSV Selent nachzulesen ist:

So wollte man dort den Bauantrag erst gar nicht in die Bearbeitung nehmen und empfahl dem TSV Selent, diesen zurückzuziehen, weil die gesetzlichen Vorgaben bezüglich des Lärmschutzes voraussichtlich nicht eingehalten werden können!

Kann man dnnn wirklich noch von einem »guten Standort« sprechen, wie es gerade in der Erläute- rung zu einer Unterschriftenaktion stand? Was spricht daraus denn für ein Rechtsverständnis und was für eine Rücksichtslosigkeit und Ignoranz! Denn die gesetzlichen Standards sind außerdem so niedrig, dass eine Skateranlage auch beim knappen Einhalten der gesetzlichen Werte für die Wohnqualität eines ruhigen Wohngebietes immer noch eine Katastrophe wäre. Deshalb halten wir einen Einstieg in die Realisierung einer Alternative für besonders laute Sport- und Freizeitaktivitäten für unumgänglich. Wir unterstützen ausdrücklich die Einrichtung einer Skateranlage an einem geeigneten Staadort. Den gelegentlich gehörten Vorwurf der Kinder- und Jugendfeindlichkeit weisen wir hiermit entschieden zurück! Zu konstruktiven Gesprächen stehen wir weiterhin zur Verfügung.

Peter-Michael Schultz

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1 Kommentar abgegeben zu “Skateranlage in Selent (Presseecho)”

  1. S. B. schrieb:

    Tja, gegen die senile überalterte Bevölkerung ist wohl kein Kraut gewachsen… aber wer soll es den Senioren übel nehmen ? Wer den ganzen Tag lang nutzlos zu Hause rumsitzt, muss sich ja eine Beschäftigung zur Frustkompensation suchen… da bieten sich die allseits »unhöflichen« »rüpelhaften« und am besten noch »alkoholisierten« Jugendlichen gradezu an.

    Wir haben hier ein ähnliches Problem in Preetz gehabt, und dank tatkräftiger Unterstützung einiger Senioren muss ein Großteil der Jugendlichen aus Preetz nun in der Innenstadt auf der Bank sitzen, anstatt Basketball zu spielen oder zu Skaten. Super!

    Ich hoffe, sie fangen demnächst an, die Altenheime in Krematorien umzubauen, die sollen umweltbewusster sein.

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